Julia Höffken
Der Besuch zum Interview mit der Solingerin des Jahres führt raus aus dem wuseligen Stadtgetümmel rein ins Grüne, vorbei an satten Wiesen mit rotbraunem Milchvieh und lebenslustig auf einer Weide hopsenden Alpakas.
Auf der sonnigen Terrasse mit Blick in die Wupperberge werden wir von unserer Gesprächspartnerin mit Kaffee und köstlichem Prummenkuchen empfangen. Wir genießen nicht nur den Kuchen, sondern auch die Ruhe nicht weit vom üblichen Straßenlärm.
Im Hintergrund Vogelgezwitscher, das friedliche Tuckern eines Treckers, fröhliche Stimmen einer kleinen Kinderschar im Gestrüpp unter uns.
Ein bißchen Büllerbü-Welt in Solingen. Die Frau, die wir in diesem Jahr mit der silbernen Hexe auszeichnen wollen, ist vom Niederbergischen sozusagen ins Oberbergische ausgewandert; von der Schloß- in die Klingenstadt
Geboren wird sie 1969 in Velbert, wo sie auch ihre Schulzeit verbringt. Naturschutz-und Landschaftspflege wollte sie nach dem Abitur studieren, aber nach einen Jahrespraktikum auf einem Bio-Bauernhof kam es dann doch anders. Sie entschloss sich eine Gärtnerlehre zu absolvieren. Sie sagt: das war das Richtige für mich.Ihre Liebe zur Natur hat sie schon früh im elterlichen Garten ausgelebt. Als Kind war ich schon immer draußen, ein richtiges Draußenkind.
Dass sie die Tradition des Familienunternehmens fortsetzen, das Unternehmen weiterentwickeln und auch ins digitale Geschäft eingesteigen würden, war allerdings längere Zeit nicht auf der Agenda der Schwestern, auch wenn Beide mit einem BWL-Studium beste Voraussetzungen dafür bieten würden. Die Ältere gab
Auf dem Biohof lernt sie den dort angestellten Gärtnermeister kennen, der bald ihr Ehemann wird und mit dem sie 1993 auf dessen elterlichen Hof zieht.
Im Schatten von Burg Hohenscheid betrieb ihr Schwiegervater damals auf Gut Höffken eine konventionelle Schweinemast mit 350 Tieren.
Sie hatte sich nach ihrem Praktikum auf dem Biohof vorgenommen ganzheitlich und nachhaltig zu wirtschaften, bessere Haltungsbedingungen für Nutztiere zu schaffen.
Sie wußte: das ist ein Vorhaben, dass nicht von heute auf morgen funktionieren kann. Ein Umstieg von konventioneller zu Biolandwirtschaft ist, so berichtet sie, mit viel Aufwand verbunden. Ein Ökosystem ohne künstlichen Pflanzenschutz und Spritzmittel setzt viel Wissen voraus, braucht eine Menge Erfahrung,Geduld und Handarbeit. Unkraut kann eben nur mit der guten alten Hacke bekämpft werden, sagt unsere Preisträgerin.
Sie ist überzeugt, wir alle müssen der Natur mehr Platz lassen. Den Boden, die Pflanzen und Tiere zusammen denken. Nur so können wir zur Eindämmung des uns alle beunruhigenden Klimawandels beitragen.
Leidenschaft steckt hinter dem, was sie tut. Auf unsere Frage hin, wie denn so ein Hoftag auf Hohenscheid abläuft erzählt sie: Jeder Tag ist anders. Das ist das Spannende an meinem Job.
Es ist ein vom Wetter abhängiger arbeitsintensiver Alltag mit Arbeitsspitzen, die schon mal weit in den Abend reichen. Ich muss immer wieder mit Rückschlägen zurecht kommen, wenn Pflanzen trotz intensiver Pflege nicht gedeihen. Ich muss akzeptieren, dass ich so manches dann umsonst gemacht habe, dennoch auch bei Rückschlägen finde ich Entspannung beim Unkraut jäten und beim ernten.
Die eigene Ernte auf dem Teller zu genießen ist für mich noch immer etwas Besonderes.
Wir fragen sie auch was sie glücklich macht. Ihre Antwort: Wenn es unseren in Freilandhaltung lebenden Gänsen, Hühnern, Ziegen und Bentheimer Schweinen, eine fast ausgestorbene Rasse, gut geht.
Neben dem Gemüseanbau und der Tierpflege investiert sie viel Zeit in den Hofladen, den sie mit ihrem Mann im Laufe der Jahre ausgebaut und vom Sortiment her erweitert hat. Neben vielfältigen Bioprodukten wird hier verkauft , was vor der Türe wächst.
Daneben hat sie ihren Hof aber auch als Lern-und Erlebnisort für Stadt-Kinder geöffnet. Eine Freundin organisiert täglich eine Spielgruppe mitten in der Natur.
An uns alle appelliert sie: Achtet den Boden! Er ist im wahrsten Sinne des Wortes unsere Lebensgrundlage. Ohne Boden keine Nahrung!
Auf unseren Schultern lastet eine große Verantwortung, weil das, was wir heute tun oder auch lassen Auswirkungen auf kommende Generationen hat.
Und was macht unsere Preisträgerin, wenn sie wirklich mal Ferien, hoffreie Tage von der Landwirtschaft hat?
Dann genießt sie es in den Bergen zu wandern und Gipfel zu erobern.
Ein schönes symbolisches Bild für Mut, Kraft und Ausdauer.
Liebe Gäste, begrüßt mit mir Julia Höffken, die wir heute mit der Silbernen Hexe ehren.