Solingerin des Jahres 2014

Anja Weigel

„Wer Anja Weigel begegnet, bemerkt sofort, wie viel Lebensfreude, Ruhe und Gelassenheit diese Frau ausstrahlt“, sagt Ulla Feldhaus. Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen hat das Vorstandsmitglied des Vereins „Hexenkessel“, der sich für „Frauen im Aufbruch“ engagiert, Weigel in der Walpurgisnacht am gestrigen Mittwoch als „Solingerin des Jahres“ ausgezeichnet.
Bereits zum 18. Mal wurde die Ehrung vergeben. Sie kommt Frauen zu, die sich besonders engagieren. „Zunächst konnte Anja Weigel gar nicht glauben, ausgezeichnet zu werden, denn sie sah ihren Verdienst im Vergleich zu den vorherigen Preisträgerinnen als zu gering an“, erzählt Ulla Feldhaus. „Wir sind ganz anderer Ansicht und stolz darauf, Frauen, die sich ganz unterschiedlich einbringen, durch den Preis hervorheben zu können.“ Anja Weigel setzt sich für todkranke Menschen und ihre Angehörigen ein.
Der Auslöser für dieses Engagement ist in ihrer Kindheit zu suchen. Als die 1967 geborene Solingerin neun Jahre alt war, starb ihr Großvater. Nicht seinen Tod erlebte sie als verstörend, sondern die Tatsache, nicht mit zu seiner Beerdigung gehen zu dürfen und von den verunsicherten Erwachsenen keine Antwort auf ihre drängenden Fragen bekommen zu haben. Die Themen Sterben und Tod ließen sie fortan nicht mehr los. Nach dem Abitur am Gymnasium Schwertstraße begann Anja Weigel zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester, beendete diese jedoch nicht. Stattdessen entschied sich die heutige Sparkassenfachwirtin und Anlageberaterin für eine Banklehre. Bereits im Alter von 24 Jahren begann ihr ehrenamtliches Engagement für unheilbar kranke Menschen, wie Ulla Feldhaus anlässlich der Ehrung im Kunstmuseum Solingen berichtete. Sie ließ sich beim Palliativen Hospiz Solingen zur Sterbebegleiterin ausbilden. Seitdem hat sie viele Betroffene sowie ihre Familien und Freunde am Ende des Lebens begleitet. Ihr ist es wichtig, den schweren Abschied würdevoll zu gestalten und bei wichtigen Entscheidungen wie zu Fragen der Patientenverfügung dank regelmäßiger Fortbildungen eine vertrauensvolle und kompetente Ansprechpartnerin zu sein.
Für Anja Weigel sind der Tod und das Sterben keine Tabuthemen. Sie scheut sich nicht, trotz aller Trauer auch zum Lachen und zur Fröhlichkeit Mut zu machen. „Es macht mir Freude, für Sterbende und ihre Angehörigen eine entspannte und gelassene Atmosphäre zu schaffen“, sagt sie selbst über ihre Arbeit. „Solche Abschiede sind nicht nur mit Trauer verbunden.“
Der Kontakt zwischen den Frauen des Vereins „Hexenkessel“ und Anja Weigel entstand über ein Vorstandsmitglied, das selbst für das Solinger Hospiz gearbeitet hat. „Wir empfinden es als große Bereicherung, durch Anja Weigel zeigen zu können, dass der Tod ein Thema ist, das offen angesprochen werden muss und durch Menschen wie sie seinen Schrecken verliert.“

Solingen (RP)

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